Die Aussetzung der Wehrpflicht war eng verbunden mit dem Ziel, eine gemeinsame europäische Verteidigungsfähigkeit aufzubauen – eine Vision, die Angela Merkel damals verfolgte. Leider wurden diese Pläne durch nationale Eigeninteressen ausgebremst, sodass wir heute gezwungen sind, uns erneut auf unsere nationale Verteidigungsfähigkeit zu besinnen – ein Schritt, der uns gefühlt ein Stück zurück in die Vergangenheit katapultiert. Angesichts der aktuellen Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht positioniert sich unser Kreisverband klar gegen eine Rückkehr zum Modell von 2011.
Stattdessen plädieren wir für ein modernes, primär auf Freiwilligkeit basierendes Dienstjahr, das verschiedene gesellschaftliche Bereiche umfasst.
Deutschland braucht keine veralteten Strukturen, sondern ein zukunftsfähiges Konzept, das sowohl unseren Sicherheitsanforderungen als auch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dient. Unser Vorschlag eines modernen Dienstjahres verbindet militärische, zivile, soziale und ökologische Komponenten und setzt auf Überzeugung statt auf Zwang.
Junge Menschen müssen zwischen verschiedenen Dienstformen wählen können. Die verpflichtende Einberufung würde nur als letztes Mittel greifen, wenn die Zahl der Freiwilligen dauerhaft nicht ausreicht. Um die Attraktivität zu steigern, soll der Dienst angemessen vergütet werden und Vorteile für die berufliche und akademische Laufbahn bieten.
Ein modernes Dienstjahr muss kurz, modular und attraktiv gestaltet sein. Zudem ist uns die Geschlechtergerechtigkeit ein besonderes Anliegen – die Dienstpflicht muss für alle gelten, unabhängig vom Geschlecht, und faire Auswahlverfahren müssen implementiert werden.
Wir weisen darauf hin, dass vor einer Umsetzung erhebliche Investitionen in die notwendige Infrastruktur, Ausbildungskapazitäten und zivile Einsatzstellen erforderlich sind. Wir müssen zunächst die Voraussetzungen schaffen, bevor wir junge Menschen in den Dienst rufen. Eine überstürzte Wiedereinführung der Wehrpflicht ohne entsprechende Vorbereitung halten wir für unverantwortlich.