Ansätze für aktive Änderungen Es ist sicher unstrittig so, dass es nicht den einen Königsweg gibt, der die Lösung vieler der aufgeworfenen Probleme verspricht. Viele Gelehrte und Forscher der verschiedenen Fachdisziplinen von Soziologie bis Ökonomie befassen sich seit Jahren schon mit den vielfältigen Fragen, wie eine Transformation des gesellschaftlichen Handelns und der Gesellschaften selbst unter dem Aspekt der Erkenntnis von einer endlichen Ressource des Planeten Erde – und damit letztlich einer Abkehr vom Wachstumsparadigma – gelingen kann. Erst einmal spricht Vieles gegen die Verwirklichung einer bewusst organisierten Transformation. Schließlich verhalten sich alle Menschen in Ihrem Umfeld maßgeblich gemäß den erlernten und zum Teil auch erzwungenen Traditionen und Mustern, oft ohne dies unbedingt selbst so zu Wollen. Aber die konkreten Gegebenheiten lassen für viele Menschen nur bedingt individuelle andere Handlungsoptionen zu, ohne unmittelbar neue Probleme zu erzeugen. In anderen Bereichen dagegen bestehen individuelle Optionen, etwa bei der Wahl der Fortbewegungsmittel, bei der Ernährung oder bei der Müllvermeidung. Andererseits können die meisten einzelnen Unternehmen dem Effizienzdruck des Marktes, der letztlich durch den heute globalen Wettbewerb enorm angetrieben wird, nicht ohne Weiteres entkommen. Hier können dann nur Marktregeln helfen, die für möglichst große Regionen gelten und auch deren Einhaltung durchgesetzt wird. Jedoch zeigt sich gerade heute im globalen Wettbewerb, dass die WTO-Regeln sehr umstritten sind und außerdem z.B. Aspekte von Nachhaltigkeit, Ökologie oder Klimaschutz nicht in diesen Regeln angedacht sind. Ähnlich verhält es sich mit den Möglichkeiten der nationalen Politik, den Finanzmärkten ihre Regeln aufzudrücken und durchzusetzen- soweit das überhaupt von der jeweiligen Regierung gewollt ist. Die Politik eines einzelnen Staates (von Ausnahmen wie USA, China ev. abgesehen) ist kaum in der Lage, mit nationalen Entscheidungen hier wirken zu können, ohne wirtschaftliche Nachteile für einzelnen Branchen zu erzeugen. Darin liegt es auch, wenn Politiker regelmäßig bei Entscheidungen in der Abwägung gegen Nachhaltigkeit und gegen den Klimaschutz agieren. Schließlich sind sie angehalten, die unmittelbaren Probleme der Menschen im Land zu lösen. Längerfristige Lösungen und absehbare Probleme ihrer Entscheidungen müssen dann ausgeblendet werden. Gibt es dennoch Chancen, den rational zwar vielerorts erkannten Weg der ökologischen Transformation der gesellschaftlichen Verhältnisse auch tatsächlich zu beschreiten? Was müsste dafür getan werden? Im Kern braucht es dazu zuerst eine neue Einstellung zum Ziel gesellschaftlichen Tuns. Aus den Handlungsmustern der vergangenen 200 Jahre und darüber hinaus galt die Erkenntnis, dass aller Wohlstand aus der Nutzung der Ressourcen des Planeten letztlich entsteht. Auf der einen Seite aus den Produkten selbst, die genutzt werden, aber auch aus der Schaffung der nötigen Jobs und Dienstleistungen im wirtschaftlichen Kreislauf. Der Wettbewerb um höchste Effizienz sorgte dafür, dass solche Unternehmen im Vorteil waren, die effizienter die jeweiligen Produkte oder Dienstleistungen erbringen konnten. Nun ist aber heute der Wettbewerb globalisiert, da das Finanzkapital dort investiert, wo die höchste Effizienz zu erwarten ist. Das geht heute oft zu Lasten einst prosperierender Regionen in entwickelten Ländern – mit allen unangenehmen Folgen für die Betroffenen. In den USA scheint man eine Lösung zu kennen. Hohe Zölle als Handelsschranken. Das Problem ist nur, dass dieses Mittel schnell zum Bumerang wird, weil Produktion heute auch global organisiert ist, Halbprodukte weltweit an vielen Standorten hergestellt und verarbeitet werden. Dabei sind Zollschranken im Höchstmaß hinderlich für alle beteiligte Seiten. Aus heutiger Sicht scheint deshalb nur eine grundlegenden Möglichkeit zu bestehen, diesen auslösenden Problemkreis zu verlassen. Aus einem Wettbewerb (oft als harte Konkurrenz bis zur Vernichtung der Gegenseite, oft am Ende in Form eines Krieges der beteiligten Staaten), der auf Ressourcenverbrauch, Klima oder Ökologie wegen der zwingend nötigen Effizienzsteigerung kaum Rücksicht nehmen kann, muss ein Miteinander zum gegenseitigen Vorteil werden. Dabei geht es auch darum, dass die Zielrichtung gewandelt werden muss: Statt einem Wettbewerb um maximale Effizienz und immerwährendem Wachstum: Wechsel zur Schaffung von Wohlstand für die daran Beteiligten (als win-win-Situation). Im Zentrum der Aktivität stehen die am Prozess Beteiligten, nicht die Werteschaffung selbst Wachstum muss vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden Der Ressourcenverbrauch muss einen angemessen Preis erhalten. Steuern auf Arbeitseinkommen müssen massiv reduziert werden, um den Rationalisierungsdruck zu verringern und im Gegenzug z.B. auch öffentliche Haushalte zu entlasten. Im Ergebnis geht es darum, eine neue Balance zu finden*: zwischen Natur und Menschen zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen zwischen Frauen und Männern zwischen einer gewissen Gleichheit, aber auch Leistungsanreizen mit ungleichen Ergebnissen (Gerechtigkeit) zwischen Stabilität der Gesellschaft und Geschwindigkeit des Fortschritts (disruptive Innovationen mit z.T. erheblichen Risiken bei deren Einführung und bei ggf. nötiger Kontrolle!) zwischen Staat und Religion Diese Balance oder neuen Gleichgewichte zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Letztlich könnte hier der Schlüssel für eine nachhaltige Transformation liegen, die in spezifischen Bereichen auch heute schon mit Einzelmaßnahmen untersetzt werden kann und muss. Denn die Zeit zum Handeln bezüglich des Klimawandels und Ressourcenverbrauchs lässt eine Abwarten nur noch beschränkt zu. *nach Ernst Ulrich v. Weizsäcker; Anders Wijkam u.a., Wir sind dran. weiter zu … Für mehr Nachhaltigkeit