Warten auf die Kernfusionsreaktoren?

Wie sinnvoll ist diese Strategie überhaupt?

 

Vor kurzer Zeit tauchte in den Medien wieder einmal die Kernfusion als „Problemlöser-Strategie“ für den Energiehunger der Welt auf. Schließlich wurde formal im Experiment (!) ein Überschuss an Energie erzeugt – im Verhältnis zur unmittelbar in den Startprozess eingespeisten Energie. (Der Aufwand drum herum an Technik und Energie wurde ignoriert – wie viele anderen Probleme einer solchen angestrebten kontinuierlichen Nutzung!)

Der Kernfusionsprozess, wie er u.a. auch auf der Sonne abläuft und uns ein Leben auf der Erde überhaupt erst ermöglicht, beruht im Wesentlichen auf der Verschmelzung von 4 Wasserstoffkernen zu einem Heliumkern (je zwei Protonen und Neutronen). Dabei geht Masse „verloren“, die als Energie frei wird. D.h. die 4 Wasserstoffkerne sind massereicher als der Heliumkern (E = m * c2).

Neben der Frage, wie man die Reaktoren überhaupt erschaffen kann (es gibt kein Material, das den Temperaturen stand hält) bleiben aber auch ganz praktische Fragen offen.

Nehmen wir an, der Prozess wäre – mit erheblichem Aufwand für den Reaktor – überhaupt mit einem sinnvollen Wirkungsgrad in ca. 70 Jahren wirtschaftlich nutzungsreif. Dann wären Fragen der äußeren Sicherheit weiter ungeklärt. Ganz abgesehen davon, dass uns dabei wohl die Zeit bezgl. Klimawandel davonläuft ….

U.a. müsste eine extrem zentralisierte Netzverteilung geschaffen werden, schließlich ist davon auszugehen, dass kein Land Fusionsreaktoren in Serie fertigen wird. Diese Zentralisierung wäre also auf sehr wenige Reaktoren beschränkt. Dazu käme dann noch die Notwendigkeit ausreichend Energieerzeugung in Bereitschaft zu halten, um Ausfälle von Reaktoren auszugleichen. Auch erhebliche Wartungszeiten wären grundsätzlich zu planen, in denen die Anlage keine Energie liefern kann.

Derzeit bleibt damit als wesentlicher Effekt, dass Milliarden Euro oder Dollar in der Forschung verschwinden, die man vielleicht besser dafür verwenden könnte, die durch die Kernfusion der Sonne bereitstehenden Energien (Solar, Wind) direkt und dezentral ab morgen schon zu nutzen!

Jürgen Grobe