Photovoltaik auf Acker und Grünland verträglich steuern

Freiflächen-Photovoltaik als Baustein für eine gelingende Energiewende

Zum 1.12.23 hatte der Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen Mansfeld-Südharz in das Restaurant „Zur Höhle Heimkehle“ in Uftrungen  zu einer Informationsveranstaltung zu Freiflächen-Photovoltaik, kurz FFPV, mit dem Schwerpunkt „PV auf dem Acker“ eingeladen.

Moderatorin Elke Wiesenberg-Möller, Vorsitzende des Kreisverbandes: „Mehr als 30 Teilnehmende, darunter auch Bürgermeister und Stadträte aus dem Landkreis, zeigten großes Interesse an den Ausführungen von Dorothea Frederking, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen und Herrn Dr. Bernd Günther, Projektmanager der Heide Solar aus Wallhausen  sowie Sabine Eiling-Saalmann, Koordinatorin Servicestelle Erneuerbare Energien der Landesenergieagentur LENA GmbH.

Frederking erläutert: „Es gibt eine Aufbruchstimmung für die erneuerbaren Energien. 50 Prozent des Solarstromes sollen zukünftig aus Freiflächen-Anlagen kommen. Ziel ist, dass sie deutschlandweit jährlich mit 11 Gigawatt bis zirka zum Jahr 2040 zugebaut werden. Trotz der hohen Ausbaudynamik in den letzten beiden Jahren bedeutet dieses Ausbauziel noch einmal eine Verdoppelung des Tempos. Die Bundesregierung hat bereits mit einer Vielzahl von gesetzlichen Neuregelungen Bremsen bei der Solarenergie gelöst. Die Gemeinden stehen nun vor der Herausforderung mit Positiv- und Ausschlusskriterien festzulegen, ob und unter welchen Bedingungen die Anlagen gebaut werden können. Als Grüne schlagen wir solche Kriterien vor, die einen PV-Zubau im Einklang mit der Natur, uns Menschen und der landwirtschaftlichen Nutzung sicherstellen.“

Wiesenberg-Möller ergänzt: „Es ist viel im Fluss. Gerade nimmt der Bund mit dem Solarpaket 1 weitere 150 Erleichterungen für den Sonnenstromausbau vor. Dazu zählen Entbürokratisierungen und Vereinfachungen bei Genehmigungen.“

In einem finanziellen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Gemeinden sieht Frederking einen Schlüssel, um die Wertschöpfung in der Region zu steigern und Akzeptanz zu fördern. „Allein über die im Erneuerbare-Energien-Gesetz erwähnten 0,2 Cent pro Kilowattstunde können die Standortgemeinden pro Jahr rund 2.000 Euro pro Hektar Solaranlagenfläche bekommen. Weiterhin kann die Gemeinde vor Beginn eines Bebauungsplan-Verfahrens einen vergünstigten Stromtarif mit den zukünftigen Anlagenbetreibern vereinbaren.“

Dr.Günther ging auf Agri-PV ein, bei der auf derselben Fläche sowohl landwirtschaftliche Produkte als auch Strom erzeugt werden. Er stellte eindrucksvoll Beispiele aus der Praxis dar, dass sich mit bifacialen, senkrecht-stehenden Modulen in Ost-West Richtung eine weitaus bessere Nutzung der Sonnenergie erreichen lässt. In den Mittagszeiten kommt es nicht mehr wie bei den Südanlagen zu Stromerzeugungsspitzen und somit wird das Stromnetz entlastet. Zwischen den Modulen entsteht ein besseres Mikroklima, weil der Boden durch Verschattung weniger Wasser verliert. Die zwischen den Modulreihen angebauten Kartoffeln, Gemüse und Sommergetreide hatten gute Ernten. Mit niedrigen Blühstreifen unter den Modulen wird eine höhere Diversität erreicht. Mit Agri-PV kann pro Fläche wesentlich mehr Energie erzeugt werden als mit Bioenergiepflanzen. Dr. Günthers Fazit: „Erneuerbare Energien ausbauen und dabei die Flächen sparsam in Anspruch nehmen.“

   

Eling-Saalmann berichtete über kommunale und bürgerliche Beteiligungsmöglichkeiten und Beratungsangebote seitens der LENA GmbH. Sie führte aus, dass es aktuell 889 FFPV Anlagen mit einer Leistung von 1903 Megawatt in Sachsen-Anhalt gibt, Bis 2037 sollen es zehn-bis zwölftausend Megawatt sein. Pro Hektar liegen die Investitionskosten bei rund eine Million Euro und für die Pachterlöse zwischen 2.500 bis 4.500 Euro.
Appell von Eling-Saalmann: „Die Kommunen sollten sich an Freiflächenanlagen finanziell beteiligen, damit sie etwas von den Gewinnen haben und mehr Wertschöpfung in der Region bleibt.“

Aus der anschließenden Diskussionsrunde ergaben sich Fragen zur Wertschöpfung vor Ort, Bürgerenergiegenossenschaften, zur Durchfahrbarkeit der Module auf dem Acker, Einsatz von Beton oder einfaches Rammen, dezentrale Versorgung.

Von einer Teilnehmerin wurde berichtet, dass zwei Gemeinden aus dem Saalekreis gemeinsam ein lokales Stromnetz für die Stromnutzung im Wärme- und Verkehrsbereich bauen.

Wiesenberg-Möller freut sich über den sachlichen und fachlichen Austausch bei der Veranstaltung und ist optimistisch: „Viele Dinge wie der Ausbau des Niederstromnetzes oder vergünstigte Regionalstromtarife sind noch zu regeln, bis die Unabhängigkeit von fossilen Energien erreicht wird. Dabei ist Freiflächen-Photovoltaik ein wichtiger Baustein für eine gelingende Energiewende auf dem Weg zur Klimaneutralität.“