Beschluss des Kreistages zur „bedarfsorientierten“ Förderung der Schulsozialarbeit – ein Kommentar

Noch immer hat Mansfeld-Südharz eine der höchsten Quoten an Jugendlichen, die Schulen ohne Abschluss verlassen. Noch immer haben ein Drittel einen schulischem Förderbedarf und noch immer sind über 20% der Kinder im Landkreis  von Kinderarmut betroffen.

Keine wirklich optimalen Startbedingungen für jene junge Menschen, von denen wir immer sagen, dass sie unsere Zukunft sind. Die Ursachen sind vielfältig und sicher oft auch den persönlichen Lebensumständen und den sozialen Umgebungsbedingungen geschuldet. Aber die Auswirkungen zeigen sich vor allem dort, wo sie überwiegend ihre Zeit verbringen: In den Schulen.

Sind Kinder unsere Zukunft?

Deshalb haben wir gerade in Schulen die größte Möglichkeit, positiv auf diese Kinder einzuwirken. Mit Zuhören, Wertschätzung, Ernstnehmen, alternative Verhaltensmöglichkeiten aufzeigen, sich Wahrnehmen lernen. Für all das ist mittlerweile der Lebensraum Schule zuständig, für all das ist im eng getakteten Lehrkraftalltag keine Zeit vorhanden. Und genau deshalb gehört dieser Lebensraum auch personell bestmöglich ausgestattet mit Teams, die multiprofessionell wirken.

Schulsozialarbeit wirkt präventiv!

Schulsozialarbeit kann soziale Ungleichheit und daraus entstehende Chancenungleichheit verringern. Es wäre aber viel zu kurz gegriffen, sie als reine Symptombekämpfung zu begreifen. Vielmehr bietet sie Chancen für eine umfassende Verbesserung des Schulklimas und der Lernumgebung, wenn sie gut in den Schulalltag integriert ist. Ein Gespräch mit der Schulsozialarbeiterin oder dem Schulsozialarbeiter darf nicht als Hilferuf empfunden werden, als „mit mir stimmt etwas nicht“. Sie muss für Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte ein natürlicher Bestandteil einer guten Lernumgebung sein.

Schulsozialarbeit braucht Verlässlichkeit

Diese Chancen können die Schulsozialarbeiter*innen aber nur bestmöglich entfalten, wenn sie selber Sicherheit im Job haben und nicht mehr alle zwei Jahre ihre Stellen rechtfertigen müssen, damit diese nicht weggekürzt werden (man stelle sich das mal in der Verwaltung vor!).

Gängige Praxis ist, dass jedes Einzelgespräch, jede Gruppenarbeit von den Sozialarbeiter*innen gezählt werden muss. Gängige Praxis ist, dass Eltern auf Elternabenden Zettel vorgelegt werden, auf denen sie notieren sollen, wie oft sie Kontakt zur Schulsozialarbeit hatten. Aus der Summe dieser „Indikatoren“ ergibt sich die Rechtfertigung für die Stelle. Das ist unwürdig und führt schlimmstenfalls zu verzerrten Ergebnissen.

Wir fordern eine Verstetigung der Stellen für die Schulsozialarbeit

Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) scheint das anders zu sehen. Sie fährt fröhlich „Weltretter-Kampagnen“ auf öffentlichen Bussen, um dem hausgemachten Lehrkraftmangel entgegenzuwirken – und kürzt den Anteil des Landes an den Eigenmitteln sogar noch für die Stellen der Schulsozialarbeit, für die es nach der sog. „Prioritätenliste“ einen nachgewiesenen Bedarf gibt.

Auch die Landkreisverwaltung verweist auf knappe Kassen und rechtfertigt damit, dass die Stellen für die Schulsozialarbeit eben nicht „bedarfsorientiert“ beantragt und ausgestaltet werden.

Der fachlich begründete Beschluss des Jugendhilfeausschusses, den Elke Wiesenberg-Möller (Bündnis90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung gebracht hat, wurde mehrheitlich von CDU, AfD, FBM abgelehnt.

Echtes Engagement für die Zukunft unserer Kinder sieht anders aus.